Charles Jude

© N.N.

Charles Jude, ehemaliger Étoile des Balletts der Pariser Oper, war von 1996 bis 2017 Direktor des Ballet de l’Opéra de Bordeaux. Nach seinem Studium am Konservatorium von Nizza unter Alexandre Kalioujny trat er 1971 in das Ballett der Pariser Oper ein. 1975 avancierte er zum Premier Danseur und gewann die Bronzemedaille bei der Tokyo International Ballet Competition mit Florence Clerc. Zwei Jahre später wurde er zum Principal Dancer ernannt. Zwischen 1978 und 1996 tanzte er zahlreiche Hauptrollen in den großen Ballettklassikern, aber auch Werke der Ballets Russes, wie »Le Spectre de la Rose«, »L’Après-midi d’un faune« oder »Petruschka«. Darüber hinaus eignete er sich ein großes Repertoire an neoklassischen und zeitgenössischen Werken von Balanchine, Robbins, Tudor, Cranko, Béjart, Taylor, Cunningham, Neumeier, Kylian, Tetley, Carlson oder Limon an. Eine besondere Beziehung pflegte Charles Jude zu Rudolf Nurejew, dessen Handwerk er als Tänzer und Choreograph von dem Meister selbst erlernte. Er interpretierte zahlreiche seiner Ballette, die er heute als Mitglied der Rudolf Nureyev Foundation bewahrt und einstudiert, von 1980 bis 1992 war er ein regelmäßiger Gast bei den »Nureyev and Friends«-Tourneen. Als Gasttänzer trat er zudem mit dem Royal Ballet London, Wiener Staatsopernballett, Ballett der Mailänder Scala sowie dem Royal Danish Ballet auf und gab unter anderem Vorstellungen in Rom, Neapel, Berlin, Stockholm und an der New Yorker Met. Darüber hinaus war er auch als Pädagoge am Pariser Konservatorium (CNSM) und der Académie de Danse Princesse Grace in Monaco an der Seite von Marika Besobrasova tätig. Als Choreograph entwickelte er einen charakteristischen Stil und schuf seine eigene Sicht auf die großen Ballettklassiker, u.a. »Der Nussknacker«, »Giselle«, »Coppélia«, »Dornröschen«, »Schwanensee« oder »Don Quixote« sowie eine neue Produktion von »Romeo und Julia« am Grand-Théâtre de Bordeaux (2009). Zu seinen Auszeichnungen zählen der Nijinski-Preis (1976) und der Lifar-Preis (1988). 1990 wurde Charles Jude zum Chevalier des Arts et des Lettres ernannt, 1996 zum Chevalier de la Légion d’Honneur und 2001 zum Officier des Arts et des Lettres.

An der Wiener Staatsoper war Charles Jude 1985 dreimal als Jean de Brienne in Nurejews »Raymonda« zu erleben. Für die »Nurejew-Gala« im Juni 2022 kehrte er zurück an dieses Haus, um den Pas de deux aus dem 2. Akt von Nurejews »Cendrillon« einzustudieren, in dessen Premiere er 1986 neben Sylvie Guillem und dem Choreographen selbst tanzte.